zurück zur Blogübersicht

Wahlkampf heisst auch: Strafporto zahlen

Griesgrämige entsorgen ihre Wahlunterlagen gratis per Post.

6. Oktober 2015

Heute hat der Briefträger keinen dicken Brief eingeworfen, geschmückt mit dem Aufkleber „Fehlende Frankatur. Bei fehlenden Absenderabgaben erfolgt der Taxnachbezug beim Empfänger“. Nicht wie Freitag und Samstag vergangener Woche. Beide Couverts, abgestempelt in einem Briefzentrum, einmal Härkingen, einmal Zürich-Mülligen. Beide Umschläge versehen mit veralteten Adressen: Einmal soll ich ein Postfach haben, obwohl die Post seit längerem die Fächer bei ihrer Filiale Obergrund aufgehoben hat. Einmal soll ich „Grossrat“ sein, obwohl das kantonale Parlament seit 2007 „Kantonsrat“ genannt wird.

Der Freitag-Brief enthielt veraltete Werbesendungen, dazu unkommentiert den Wahlprospekt der Grünliberalen. Mit krakeligen Kugelschreiber-Fragezeichen geschmückt die Stirn des Grünen Ständeratskandidaten Louis Schelbert, daneben zerrissen die Prospekte der Grünen und der SecondoAs-Liste. Und als Zugabe hat der/die Unbekannte noch die Grüne Liste mit kräftigem Blaustrich gestrichen und meinen Namen zusätzlich auch durchgestrichen. Da hat jemand grossen Druck verspürt, seine politische Abneigung in die Welt hinaus zu posaunen. Auf der Couvert-Rückseite ein Kleber mit verspielter Schrift „Viele Grüsse von …“, teilweise weggekratzt ein Schreibmaschinen-Eintrag. Ich meine den Namen „Emma …“ lesen zu können.

Die Samstag-Zustellung ist dicker, sie enthält gleich zwei Exemplare „Wahlanleitung für die Nationalratswahlen“, darin steht aber nirgends, dass man nicht-gebrauchte Unterlagen unerwünschten KandidatInnen zustellen soll. Die anderen zugeschickten Prospekte kenne ich ebenfalls: den von der CVP (gleich in zwei Exemplaren), auch den von der FDP und den von Roland Mahrer/Transportunternehmer und den von der Grünliberalen und den von der EVP und den von den Jungfreisinnigen mit dem Remake eines alten FDP-Slogans „Mehr Freiheit/weniger Staat“. (Diesen properen Polit-Schnösels fällt nicht einmal etwas Eigenes ein!)

Nur wer war diesmal der/die kratzbürstige AbsenderIn? Ein Hinweis: Nicht zusenden wollte die unbekannte Person die SVP-Werbung, auch nicht jene der JSVP und jene der BDP und jene der Jusos. Zerrissen im Brief liegen die SP-Wahlzeitung und der Wahlprospekt, den die Grünen Kriens in alle Krienser Haushaltungen sandten. Zwar nicht gerade Alltag: Aber in Kriens pflegen sie auch sonst einen hemdsärmeligen Politstil.

P.S. In der Zwischenzeit lag in der Post eine Aufforderung, Strafporto für die erste anonyme Post zu bezahlen.