Flaach ZH/Luzern, 22. Dezember 2017
SVP-Spitzen behaupten gerne, ihre Partei habe mit Rechtsextremen nichts zu tun. Nun verbreitet der einstige JSVP-Präsident Anian Liebrand in Ulrich Schlüers „Schweizerzeit“ die identitäre Vorstellung vom „Grossen Austausch“.
Bereits vor Jahren prägte der französische Schriftsteller Renaud Camus den Begriff „Le grand remplacement“ („Die grosse Ersetzung“). Der Ausdruck soll dafür stehen, dass Regierungen und wirtschaftliche Elite die „Auflösung“ der europäischen Stammvölker durch Immigration betreiben würden. In die deutschsprachigen Sprachraum eingeführt haben diese Vorstellung die europäisch-völkischen Identitären. So schildert es auch deren bekanntester österreichische Exponent, Martin Sellner. Sie hätten, so schreibt er, für „Ersetzung“ das klingendere Wort „Austausch“ verwendet, da er die „Gleichgültigkeit und Verdinglichung“ unterstreiche, „mit der die Politiker schlichtweg ihre Bevölkerung gegen Import'ware' (sic!) austauschen" würden. Gleichzeitig sei er eine bewusste Anspielung auf „kultureller Austausch“. Ziel der Identitären müsse es sein, „den Begriff des Grossen Austausches und die dahintersteckenden Erkenntnisse im patriotischen Lager zu ‚hegemonialisieren‘“. Will heissen: Die rechtsextremen Identitären wollen Stichwortgeber sein für die gesamte migrationsfeindliche Rechte.
Der Begriff hat auch bereits politische Karriere gemacht, verwendet wird er gerne von Exponenten des rechten Flügels der deutschen Rechtsaussen-Partei Alternative für Deutschland AfD. Bundessprecher Alexander Gauland schreibt vom „Bevölkerungsaustausch in Deutschland“, der „auf Hochtouren“ laufe. Und die stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende Beatrix von Storch deutet eine Verschwörung an: „Die Pläne für einen Massenaustausch der Bevölkerung“ seien „längst geschrieben“, behauptet sie. Offen lässt sie, wer es diesmal gewesen sein soll.
Genaueres meint der verschwörungsaffine Anian Liebrand zu wissen. Unter dem Titel „'Der grosse Austausch' ist Realität“, beklagt Liebrand, einst Präsident der JSVP Schweiz, nun Mitglied der „Schweizerzeit“-Leitung, im weihnachtlichen „Brisant-Wochenkommentar“ den schwindenden Anteil der „Bio-Schweizer“. Auch behauptet er: Es sei "keine Frage mehr, ob die Schweizer zur Minderheit im eigenen Land" würden. Die Frage sei nur, "wann es so weit sein" werde. Begrüsst und aktiv forciert würde „die Masseneinwanderung von allerlei Think-Tanks, NGO’s, Schleppern aber auch von EU-Politiker“. Liebrand beschwört die Gefahr der „Islamisierung“ und der „Afrikanisierung“ Europas und fordert wieder einmal verschärfte „Einbürgerungs-Kriterien“. Im Klartext: den Ausschluss von den politischen Rechten für viele MigrantInnen, wie auch ihrer Nachkommen.