Basel, 13. Januar 2025
In Basel stirbt der Schweizer Holocaust-Leugner Jürgen Graf. Dies melden anderntags als Erste sowohl die rechtsextreme Partei «Der Dritte Weg» wie auch das Thule-Seminar, geleitet vom Neu-Rechten Pierre Krebs.
Graf, geboren 1951, gehörte seit Beginn der 1990er-Jahre zu den bekanntesten Vertretern jener kleinen und weltweit vernetzten Szene, die den von den Deutschen Nationalsozialisten betriebenen Massenmord an den europäischen Juden leugnet. Erstmals öffentliche Beachtung erreichte der vielsprachige Lehrer mit einem Buch wider die Schweizer Asylpolitik. Nach der Veröffentlichung seines ersten holocaust-leugnenden Buches (1993) wurde er als Lehrer entlassen. Zusammen mit weiteren Holocaust-Leugnern kämpfte er 1994 erfolglos gegen den Beitritt der Schweiz zum Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von rassistischer Diskriminierung. Voraussetzung dafür war die Einführung einer Strafbestimmung gegen rassistisches Sprechen und Handeln.
Es kam wie voraussehen war: Im Sommer 1998 verurteilte das Bezirksgericht Baden Graf zu 15 Monaten Gefängnis unbedingt. Dies ist bis heute die höchste Strafe, die in der Schweiz wegen Widerhandlung gegen die Rassismus-Strafnorm ausgesprochen wurde. Auch in Deutschland drohten ihm nach einem Schuldspruch wegen Volksverhetzung (1995) ein Jahr hinter Gittern.
Im Sommer 2000 entzog sich Graf dem Strafvollzug und lebte nach einem kurzen Aufenthalt in der iranischen Hauptstadt Teheran, rund 17 Jahre lang in Moskau. Nach Ablauf der Vollzugsverjährung kehrte Graf – zusammen mit seiner belarussischen Ehefrau – 2018 in die Heimatstadt Basel zurück. Er war seit längerem erkrankt und soll bis zuletzt an einem weiteren Buch gearbeitet haben. Die Nachfrage ist gesunken: Inzwischen haben die Holocaust-Leugner auch in der rechtsextremen Szene an Bedeutung verloren.