zurück zur Textübersicht

Jürgen Graf wieder in Basel

Vor achtzehn Jahren entzog sich der Holocaust-Leugner Jürgen Graf dem Strafvollzug durch Flucht ins Ausland. Nun ist der 67-jährige Justizflüchtling zurück in Basel.

Er logiere, so berichtete das Boulevardblatt «Blick» am Samstag, in einem Hotel, geführt von einem evangelischen Missionswerk. Bereits vor mehreren Jahren hatte Graf, der zwischenzeitlich in Teheran, Minsk und Moskau lebte, angetönt, dass er - sobald die Verfolgungsverjährung (Herbst 2014) eintrete – seine Flucht beenden möchte.

Graf war Ende der 1980er-Jahre zuerst mit einem asylbewerberfeindlichen Buch aufgefallen, dann veröffentlichte der damalige Lehrer (Therwil BL) im Dezember 1992 im Eigenverlag das Buch «Der Holocaust auf dem Prüfstand. Darin bestritt er, wie er damals in einem Leserbrief schrieb, «die Gaskammern, die behauptete Opferzahl und die Existenz eines Plans zur Judenvernichtung». Darauf wurde er umgehend vom Lehramt dispensiert. Innert kurzer Zeit schrieb er sich in die erste Reihe der weltweit vernetzten Szene der Holocaust-Leugner. In der Schweiz engagierte er sich zusammen mit weiteren Gesinnungskameraden erfolglos gegen die Einführung der Rassismus-Strafnorm.

Im Sommer 1998 verurteilte das Bezirksgericht Baden dann Graf wegen der Verbreitung mehrerer holocaustleugnender Bücher zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von 15 Monaten, die bis heute höchste Strafe wegen Widerhandlung gegen die Rassismus-Strafnorm. Auf der Flucht blieb Graf weiterhin aktiv, auch wenn die Holocaust-Leugner an Bedeutung für die rechtsextreme Szene verloren. Er schrieb weitere Bücher und übersetzte Bücher, wie das bekannte antisemitische Werk «Der Streit um Zion» des Südafrikaners Douglas Reed. Auch in Grafs Schriften finden sich immer wieder antisemitische Aussagen.

Hans Stutz
Tachles Online, 8. Oktober 2018
Alle Rechte beim Verfasser.