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Unerwartete Besuche

Am letzten Augustmorgen erledigten Polizisten in Süddeutschland und der Schweiz bei sieben Rechtsextremisten und einer Rechtsextremistin Hausdurchsuchungen. Sie beschlagnahmten Handys, Tablets, Computer. Angeordnet von der Oberstaatsanwaltschaft Ingoldstadt, unter anderem wegen des Verdachts der Volksverhetzung und der Nötigung. Begangen Anfang Februar vor einer Unterkunft für Asylsuchende in Peutenhausen/Bayern. Vermummte hatten ein Banner „Gefährderstandort“ aufgehängt, Rauchtöpfe gezündet und die Aktion gefilmt. Unter den unangemeldet Besuchten in der Schweiz waren die beiden bekanntesten Junge Tat-Exponenten Manuel Corchia und Tobias Lingg. Nach den Razzien wurden mehrere Twitterkonten von rechtsextremen Gruppen gesperrt. So weit, so unspektakulär.

Aufschlussreich die schnellen Reaktionen auf den unerwarteten Hausbesuch. Sie lassen das Netzwerk erkennen, in dem die Aktivisten der Jungen Tat tätig sind. Die weiteren Tatbeteiligten gehören den Gruppen «Wackre Schwaben» und «Lederhosenrevolte» an. Schon Stunden später berichtete die österreichische Plattform «Heimatkurier», Sprachrohr der Identitären. Bereits verbunden mit einem Spendenaufruf. Dem schloss sich Stunden später Martin Sellner an, seit vielen Jahren der bekannteste deutschsprachige Identitäre.
Und dann meldet sich auch Anna Leisten, Bundesvorständin der AfD-Jugendorganisation «Junge Alternative». Sie bezeichnet die Einvernommenen als «Mitstreiter», obwohl die AfD die Identitären offiziell auf einer «Unvereinbarkeitsliste» führt.

Identitäre hegten die Idealvorstellung einer staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung in einer ethnisch und kulturell homogenen europäischen Gesellschaft. Die Junge Tat zeigt sich unbeeindruckt: Sie würden weitermachen, verbreiten sie über X (vormals Twitter).

Hans Stutz
Tachles, 8. September 2023
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