Lokalgeschichte verlangt mikroskopische Genauigkeit im Bereich der Tatsachen, Vermeidung des Anekdotischen und Darstellung und Erklärung der lokalen Ereignisse aus den grossen geistigen Tendenzen der Zeit. Diesen Anforderungen entspricht das hier besprochene Werk. Es ist ein wertvoller, lokal konzentrierter Ausschnitt aus der grossen Bewährungsprobe unseres Landes im 20. Jahrhundert. Weitere derartige Untersuchungen sind erwünscht. Die Quintessenz des Werkes formuliert im Geleitwort der heutige Stadtpräsident von Luzern (Seite 5): «Anhand einer Fülle von Quellen zeigt der Autor auf, dass die rechtsextremen Gruppierungen in der politischen Landschaft isoliert blieben und nie zu grösserem Einfluss gelangten.» Dies ist eine wissenschaftliche Erkenntnis von Bedeutung in einer Zeit, da in den Weltmedien die Schweiz des Zweiten Weltkrieges als ein Staat von «faschistischer Struktur» beschuldigt wird. Schutz (korrekt: Stutz) schildert Luzerner Einzelfälle aus der Kriegszeit (Seiten 104 - 108). Er bezeichnet zwar die Untersuchungsintensität des Generals als «nachlässig» (Seite 105), aber an den Grössenordnungen ändert dies nichts. Das schweizerische Offizierskorps war vor und während des Zweiten Weltkrieges weder faschistisch noch nationalsozialistisch, sondern vaterländisch-national. Damit bricht eine weitere These schweizerischer und ausländischer armeekritischer «Historiker» zusammen.
Richard Allemann
ASMZ, ...........
Replik
Die obigen Auslassungen von Richard Allemann zeugen von einer geradezu grotesk verzerrten Lektüre, insbesondere jener weniger Seiten, die sich mit den frontistischen Offizieren und der "Frontisten-Untersuchung" beschäftigen. Dazu drei Passagen aus dem Buch:: "Wenn auch die Luzerner Fröntler-Organisationen politisch einflusslos blieben, die frontistischen Offiziere mussten nicht um ihre militärische Stellung fürchten. Bereits während des Frontenfrühlings hatten viele Offiziere Verständnis für die autoritären Staatsvorstellungen der Fröntler aufgebracht. Diese Haltung beinhaltete oft Kritik an der Opposition gegen die Nazis. Als National- und Ständerat den bekannten deutschen Publizisten und Pazifisten Carl von Ossietzky, der in einem Konzentrationslager gefangen war, als Friedensnobelpreisträger vorschlugen, erschien im Vereinsblatt der Luzerner Offiziersgesellschaft eine Stellungnahme des «Schweizer Soldaten», des Organs des Schweizerischen Unteroffiziers-Verbandes. Die Offiziersblatt-Redaktion, der unter anderem der Fröntler Hermann Egli und der spätere Stadtpräsident Paul Kopp angehörten, erachtete es als «zutreffend», den vom Tod bedrohten Nazigegner wie die Nazis als «Kulturbolschewisten» und «mehrfachen Landesverräter» zu bezeichnen." (Seite 104)
Und später schreibe ich
"Die schweizerische Armeespitze wie auch EMD-Vorsteher Ruedi Minger stellten sich ausdrücklich hinter den Luzerner Major Hermann Egli, der wegen seiner Mitgliedschaft bei der Nationalen Front in seiner militärischen Karriere gebremst wurde. Der mehrheitlich sozialdemokratische baselstädtische Regierungsrat lehnte im Februar 1939 die Beförderung Eglis, Kommandant eines Basler Regimentes, zum Oberstleutnant ab. Fröntler Egli erhielt Unterstützung von Oberstkorpskommandant Ulrich Wille und von Henri Guisan, damals Kommandant des Ersten Armeekorps: «Die Regierung Basel befindet sich im Unrecht - Major Egli muss befördert werden, das EMD kann nicht nachgeben.» Der ebenfalls konsultierte Bundesanwalt Stämpfli folgerte im Januar 1939, er sei «überrascht», dass die Nationale Front im baselstädtischen Katalog der staatsgefährdenden Vereinigungen aufgezählt sei: «(…) haben wir aus rechtlichen Gründen grosse Bedenken, die Nationale Front als staatsgefährliche Vereinigung zu betrachten, und neigen eher zur Auffassung, dass die Frage der Staatsgefährlichkeit dieser Organisation zu verneinen ist.» Der ausschliesslich aus Bürgerlichen zusammengesetzte Bundesrat desavouierte die Regierung des «Roten Basels» und beförderte Hermann Egli, Major und Luzerner Ortsgruppenführer der Nationalen Front, zum Oberstleutnant." (Seite 104f)
Und zur Frontisten-Untersuchung vom Sommer 1940: "Frontistische Offiziere waren vielen Soldaten verdächtig, doch viele Offiziere führten die von General Guisan angeordnete Untersuchung nachlässig. Einerseits wurden langjährige Fröntler nicht in die Untersuchung einbezogen, andererseits wurden die Vorgeladenen nur oberflächlich befragt. Auf dem rechten Auge waren hohe Offiziere oft sehschwach." (Seite 105)