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Hans Stutz als zeitgeschichtlicher Erzähler

1942 wurde Arthur Bloch in Payerne meuchlings ermordet. Der Luzerner Hans Stutz präsentiert die Tat als dokumentarische Erzählung.

Zum Buch Der Judenmord von Payerne

Mit seinem publizistischen Schaffen hat Hans Stutz manche Kontroversen ausgelöst. Bei der Anwendung seiner Reizbegriffe Katholizismus, Antisemitismus und Antikommunismus auf Luzern und die Innerschweiz trübte die ideologische Brille öfters den Blick. Seine Tendenz, in dieser Region rückblickend eine besondere Anfälligkeit für nazifreundliche Einfärbung auszumachen, trugen ihm Vorwürfe ein. Solche Einschätzungen verblassen aber bei seinem neuen publizistischen Auftritt.

 

Präsentation in Luzern
Die Geschichte, die er in seinem neuen Bändchen aufgearbeitet hat, betrifft eines der schlimmsten antisemitischen Verbrechen im Lande, das in der Kriegszeit im waadtländischen Städtchen Payerne geschah. Vier Mitglieder einer lokalen Nazigruppe «exekutierten» den jüdischen Viehhändler Arthur Bloch, nicht weil sie etwas gegen ihn als Viehhändler gehabt hätten, sondern weil sie auf dubiosen Befehl eines Hintermannes mit einem Judenmord ein Fanal für eine landesweite «Abrechnung» mit den Juden setzen sollten.
Die Hirschmatt Buchhandlung veranstaltete für Stutz eine Präsentation seines Werkes, die der Historiker Jürg Stadelmann vor rund vierzig Zuhörerinnen und Zuhörern moderierte.

 

Genau, konkret, zurückhaltend
Der Autor las ein verkürztes Kapitel aus dem Buch vor, um dann im Gespräch mit Stadelmann über seine Motivation, seine Darstellung des Themas und die damaligen Zeitumstände sowie allfällige Parallelen zur Gegenwart zu berichten. Auf Grund der kurzen Lesung waren nicht alle Fragen und ihre Hintergründe für die Zuhörer nachvollziehbar. Dennoch erweckten Stutz´ Aussagen Glaubwürdigkeit. Bemerkenswert waren sein Bemühen um genaues Erzählen, das genaues Hinschauen voraussetzt. Die konkrete Sprache, welche die Dinge beim Namen nennt, und das zurückhaltende Formulieren sind Voraussetzung für die Darstellung eines grausamen Geschehens.

 

Kaum politische Parallelen
Konkret zeigte Stutz auch auf, dass sich der damalige Fall kaum für politische Parallelen zur Gegenwart eigne. (Das Buch wird demnächst auf der Seite Das Politische Buch in dieser Zeitung besprochen.)

Martin Merki
Neue Luzerner Zeitung, 23. November 2000