Köniz BE, 14. Juli 2023
Am dreitägigen Gurtenfestival betreiben Frauen der Gruppe "Cafe Revolution" einen Begegnungsraum, in dem sich People of Color zum Thema Rassismus austauschen können, wo Lesungen oder Diskussionen stattfinden. Etwa in der Hälfte des Festivals beschliesssen die Frauen, das Festival zu verlasen. Ihren Entscheid begründen sie in einem Statement: «Das Ausmass der Gewalt und des Rassismus», mit dem man konfrontiert gewesen sei, habe die Grenze von dem überstiegen, was man dem Team zumuten wollte. Die Gruppe verzichtet gegenüber Medienschaffende auf weitere Auskünfte.
Die Tageszeitung "Der Bund" macht den Abbruch publik und schreibt Tage später: Aus dem Umfeld der Gruppe sei zu vernehmen gewesen, "dass wiederholt das N-Wort gefallen sei, dass Becher vor die Füsse der Einsammlerinnen geworfen wurden, mit der Aufforderung, sie sollten sich die Spende verdienen. Es sind Teller gegen den Stand geflogen, und mindestens eine Person soll angespuckt worden sein. Beweisvideos gibt es von alldem keine. Es wurde auch keine Statistik geführt. Tatsache ist: Es muss eine Stimmung geherrscht haben, welche die Frauen dazu bewog, lieber auf Einnahmen des Standes zu verzichten, als länger an diesem Festival zu bleiben."
Und auch der erste "Bund"-Artikel führte zu heftigen Reaktionen: "Als unsere Redaktion darüber berichtete und sich zunächst nur auf das Statement der Betroffenen berufen konnte, ging auch hier das Donnerwetter los. In der Kommentarspalte zum Artikel begann – neben durchaus vernünftigen Wortmeldungen – die Stimmung hochzukochen." Und weiter: "Der Grundtenor in der Diskussion: Gegen Rassismus zu sein, sei eine linksextreme, politische Einstellung. Das seien alles Mimosen. Rassismus gäbe es bei uns nicht. Und wenn doch, seien die Betroffenen selber daran schuld. Herrschte auf der Redaktion zunächst die Haltung, das Café Révolution schade sich selber, wenn es seine Vorwürfe nicht weiter ausführe, kippte die Stimmung bald. In einem derartig feindlichen, gehässigen und polemischen Umfeld würden selbst wir niemandem raten, sich mit Gesicht und Namen zu exponieren."