Saxon VS, 21. Oktober 2023
Auftreten sollte der französische Antisemit und Verschwörungserzähler Pierre Hillard. Angekündigt hatte den Vortrag die katholisch-rechtsextreme Gruppe Civitas Suisse. Dann sagte sie den Anlass kurzfristig ab.
Am Vorabend berichtete das öffentlich-rechtliche Radio Suisse Romande (RSR), dass der samstägliche Anlass in Saxon/Kanton Wallis abgesagt worden sei. Der Civitas-Suisse-Sprecher Alain Späth erklärte, rund 130 Personen hätten sich angemeldet. Die Organisatoren hätten die Sicherheit nicht gewährleisten können, auch wegen Drohungen. Noch zwei Tage zuvor hatte die Gruppe bedauert, dass der Anlass «ausverkauft» sei und sie Interessierte hätte abweisen müssen. Auch verbreitete sie Zuversicht, der «Durst nach Gegeninformation» wachse. Gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Sender bestritt Späth, dass seine Organisation rechtsextremistisch sei. Realistischer antwortete Späth im vergangenen Jahr bei einem Interview mit einem Gleichgesinnten: «Man kann nicht gleichzeitig Katholik und Demokrat sein.» Nun kündigten die katholischen Fundamentalisten an, dass sie beabsichtigen würden, bei den kommenden eidgenössischen Wahlen 2027 teil zu nehmen. Für die gestrigen eidgenössischen Wahlen empfahl Civitas Suisse wenige Tage vor dem Wahltag zwei SVP-Kandidaten, darunter den bisherigen Nationalrat Jean-Luc Addor. In Frankreich war die Bewegung Civitas Anfang Oktober verboten worden. Anlass des Verbotsverfahren war ein Auftritt des angekündigten Vortragsredner Pierre Hillard an der diesjährigen Civitas-Sommeruniversität. Er hatte behauptet, mit der Anerkennung der Juden als Staatsbürger 1789 habe die «Einwanderung» begonnen. Und bei der Wiederanerkennung des katholischen Glaubens als «Staatsreligion» gelte es wohl die Zustände vor 1789 wieder herzustellen.
Veröffentlicht auf Tachles Online, 22. Oktober 2023