Winterthur, 2. Oktober 2022
An einer Corona-Demo laufen - neben der Organisation Mass-Voll und den Freiheitstrychlern - auch Mitglieder der rechtsextremen Gruppe "Junge Tat".
An einer Corona-Demo laufen - neben der Organisation Mass-Voll und den Freiheitstrychlern - auch Mitglieder der rechtsextremen Gruppe "Junge Tat".
Rund ein Dutzend Männer der rechtsextremen Gruppe "Junge Tat" posieren vor dem Schulhaus Kirchacker mit dem Transparent "Remigration statt Indoktrination. Kein Iman an Schweizer Schulen". Seit den Sommerferien läuft an Neuhauser Schulen das Pilotprojekt «Islamischer Unterricht» im Bereich Heimatliche Sprache und Kultur für muslimische Kinder. Gestartet wurde - gemäss Angaben des interreligiösen Dialog Schaffhausen- mit "zwei kleinen Gruppen von Kindern im 4. Schuljahr". Auf ihrer Homepage behauptet die Junge Tat anderntags: "Die Islamisierung" halte "Einzug in die Schweizer Schulen und Kinderköpfe". Sie fordern, "diese Entwikclung im Keim zu ersticken".
Die NZZ veröffentlicht ein Interview mit der Filmmacherin Rachel M’Bon. Es gibt einen Einblick in den alltäglichen Rassismus.
Frage: Sie sind als Tochter einer Deutschschweizerin und eines Kongolesen in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Wurde Ihnen früh zu spüren gegeben, dass Sie nicht wie «die anderen» sind?
Antwort: Das begann schon in der Kindheit. Jeden Tag war und bin ich, so wie auch die anderen Protagonistinnen im Film, mit meiner Hautfarbe konfrontiert. Meine Mutter wurde regelmässig gefragt, ob sie mich und meine Brüder adoptiert habe. In der Schule nannte mich ein Lehrer «wildes Tier», und den Buchstaben «N» lernten wir anhand eines Neger-Bildes. Als Jugendliche musste ich bei einer Polizeikontrolle auf den Posten mit, weil ich keinen Ausweis auf mir hatte, während meine ebenfalls ausweislosen Freundinnen weitergehen durften. An der Bushaltestelle fragte einmal ein Mann: «Was kostest du?» Und noch heute kann ich nicht mit dem TGV nach Paris fahren, ohne kontrolliert zu werden – sogar wenn ich ausnahmsweise in der 1. Klasse reise. Ich könnte viele weitere Beispiele aufzählen.
Die Antifa Bern berichtet: "Gestern lud die SVP Stadt Bern nach Bümpliz zu einem "Burezmorge". Neben lokalen Parteiexponent*innen waren auch etwa 10 Nazis der Gruppe Junge Tat anwesend, extra aus anderen Kantonen angereist. Dies zeigt einmal mehr, dass die Politik der SVP bei Nazis sehr gut ankommt. #nosvp". Die Zeitung 20 Minuten berichtet, ihr liege ein Foto vor, das den Jungen Tat-Anführer Manuel C.* in seiner Instagram-Story veröffentlicht habe. SVP-Exponent Thomas Fuchs weist jede Verantwortung von sich. Sie im Vorfeld keine Kenntnisse gehabt von der Teilnahme gehabt und die Teilnehmer wären auch nicht aufgefallen. Er sagt aber auch: «Aus irgendeinem Grund geht man als Gruppierung ja zu einem solchen Anlass». Und genau das sollte er sich fragen: Warum erachten Rechtsextremisten die SVP als sympathisch?
Renaud Camus, Oscar Freysinger und einige andere mehr treffen sich in einem Saal, der drei Etagen unter Strassenniveau liegt. Dies beklagt Renaud Camus später, und auch: Es seien nur rund vierzig Personen anwesend gewesen, nur Freysinger nennt er beim Namen. Organisiert hat den Anlass ein muskulöser Mann, der sich hinter dem Pseudonym "Haltérophilo" versteckt, ein Wortspiel aus "haltérophilie" (Gewichtheben) und Philosoph. Aber Renaud Camus, Schlossbewohner im südlichen Frankreich, auch Schriftsteller, schreibt täglich schwatzhaft und öffentlich. Mehrmals nennt er einen Herrn Meystre, einmal nennt er ihn "Organisator" und zweimal mit dem Vornamen Xavier.
Nun ist ja der Herr Camus nicht einfach irgendwer, sondern der erste Verbreiter des Hirngespinsts "Grosser Austausch", wonach in Europa die einheimische Bevölkerung durch Migrant*innen ausgetauscht würde. Wer dafür verantwortlich sein soll, nennt Camus nicht, das tun jene, die seine Vorstellungen politisch umzusetzen versuchen: Nationalistische Migrationsgegner*innen, christliche Fundamental*innen, völkische Rechtsextremist*innen und vor allem die Bewegung der Identitären.
An diesem Abend unterhält Camus sich mit dem Genfer Anwalt Marc Bonnant, der eloquent den Niedergang der Zivilisation beklagt.
Der Tagesanzeiger schreibt, dass die SP-Kantonsrätin Sarah Akanji bei den kommenden Wahlen nicht mehr antreten wird: "Überraschend zieht sich auch Sarah Akanji nach einer Amtszeit aus dem Parlament zurück. Die 29-jährige Winterthurerin sagt, sie habe neben viel Zuspruch für ihr politisches Engagement auch viele negative Reaktionen erhalten. Sie sei in Zuschriften und Onlinekommentaren wiederholt rassistisch und sexistisch verbal angegriffen und diffamiert worden. «Als Person of Color bin ich ohnehin schon vermehrt solchen Angriffen ausgesetzt, und aufgrund meines Kantonsratsmandats hat sich die Situation nun zugespitzt. Ich musste jetzt eine Grenze ziehen.»"
Der Tagesanzeiger veröffentlicht ein Interview mit Përparim Avdili, Präsident der Stadtzürcher FDP, Sohn albanischer Migranten. Er schildert ein Beispiel alltäglichen Rassismus: "Ich begann eine Lehre als Fahrzeugelektriker, musste diese aber abbrechen wegen Rassismus. Immer wieder wurde ich auf meine Herkunft reduziert und beschimpft, auch von leitenden Angestellten. Als ich mich beschwerte, löste die Firma nicht das Problem, sondern versetzte mich in eine andere Produktionsstätte. Es war hart, an meinem 18. Geburtstag den Lehrvertrag aufzulösen, doch es ging einfach nicht mehr."
Auf einem SMS-Bildschirm im Zürcher Club X-tra erscheinen während einer Party rassistische Nachrichten.
Der Torhüter des FC Luzern macht nach dem verlorenen Spiel gegen den FC St. Gallen im Interview mehrere homophobe Aussagen.
Die Gemeinde informiert auf ihrer Internet-Site über die "Feiertags-Öffnungszeiten" und verwendet dabei ein Bild des Schriftzugs "Arbeit macht frei". Dieser Schriftzug stand über dem Eingang mehrerer nationalsozialistischer Konzentrationslager. Nach ersten Reaktionen entfernt die Gemeindeverwaltung das Bild.
Christoph Mörgeli, abgewähltet SVP-Nationalrat, auch befreit von seiner Aufgabe als Direktor eines "Eiterbinden-Museums" (Stadtpräsident Elmar Ledergeber), nun Redaktor der "Weltwoche" geht davon aus, dass Eingebürgerte nicht die gleichen Rechte haben. Er wirft Sanija Ameti, Präsidentin der Operation Libero, mangelnde Dankbarkeit vor. In einem «Weltwoche»-Kommentar behauptet er, dass die Juristin und Zürcher GLP-Gemeinderätin ihre Karriere der Schweiz zu verdanken habe: Wäre sie "m Kosovo statt in der Schweiz aufgewachsen, hätte sie möglicherweise keine Universität auf Kosten der Steuerzahler besuchen und kein juristisches Studium absolvieren dürfen.» Eine Behauptung, für die es keinerlei faktische Grundlage gibt.
Yvan Perrin, einst SVP-Nationalrat, dann kurzzeitig Neuenburger SVP-Staatsrat, nun aktivistischer Polemiker gegen Linke, Grüne und Muslim*innen, kann es auch in seinem Beitrag zum Ersten August nicht lassen. Im Blog "Les observateurs", redaktionell betreut von Uli Windisch, schreibt er unter dem Titel "Die schlimmste Feind ist im eigenen Land" (De tous les ennemis, le pire est intérieur): "Der Islamismus" schreite voran, platziere "seine Figuren an strategischen Orten", werde dabei "immer wieder von der Linken" unterstützt. Auch behauptet er, die Linken würden sich weigern, "die Steinigung ehebrecherischer Frauen zu verurteilen, unter dem Vorwand, dass der andere zwangsläufig gut" sei, da er anders sei. Er macht dann klar, dass er Muslim*innen nicht als gleichberechtigte Mitglieder der Gesellschaft sieht. Er schreibt, wir würden so weit gehen, "dass wir mit unseren Steuern Religiöse unterstützen, die Allah dazu aufrufen, uns zu zerstören." Er endet seinen Ausfall: "Warum haben wir zugelassen, dass die Schädlinge ungestraft unser Vaterland angreifen?" Wen Perrin als "Schädlinge" einschätzt, ist unklar. Muslim*innen sind auf jeden Fall dabei, Linke und Grüne wohl auch.
Das Bezirksgericht Zürich verurteilt einen 63-Jährigen Lehrer wegen Aufruf zu Hass aufgrund der sexuellen Orientierung, nachdem dieser mit lauter Stimme Mitte Juni 2021 auf der Bahnhofstrasse predigte, dass Homosexualität eine «Gräuelsünde» sei, gleichgeschlechtliche Beziehungen vor Gott keine Gültigkeit hätten und homosexuelle Liebe keine Liebe, sondern eine «böse Lust» und eine «schändliche Begierde» sei. Es ist einer der ersten - wenn nicht der erste - Schuldspruch gestützt auf die erweiterte Diskriminierungs-Strafnorm (Art. 261bis StGB).
Anian Liebrand, gemäss Eigeneinschätzung "Publizist", einst Präsident der JSVP Schweiz, verbreitet im "Schweizerzeit"-Blog wieder einmal die Verschwörungserzählung vom "Grossen Austausch" und schwadroniert von "kulturfremder Einwanderung", womit er die Einwanderung von Muslim*innen und Menschen nicht-europäischer Herkunft meint. Zuerst behauptet er, dass "die ethnischen Schweizer in bloss einer Generation zur Minderheit im eigenen Land" würden. Das alte Lied vom "Bio-Schweizer". Er kritisiert dann wieder einmal, dass in den letzten 35 Jahren (von 1987 bis 2021) in der Schweiz über eine Million eingebürgert wurden - und sie damit die politischen Rechte erhielten. Er kommt dann zum Schluss, man komme "nicht mehr darum herum anzunehmen, dass der «Austausch» der eigenen Bevölkerung durch Migranten politisch gewollt sein" müsse. Offen lässt er, wer dafür verantwortlich sei. Dem Mann fällt seit Jahren nichts Neues ein.
Im Quartier befestigen Unbekannte Plakate, die auf "fsn-tv" aufmerksam machen. Einmal versehen mit dem Text "Wir wissen wer der Babo ist", hinter dem Text nicht auf den ersten Blick erkennbar, ein Portrait von Adolf Hitler. Ein anderes Plakat verbreitet die Botschaft "White lives matter." "fsn" steht für Frei, Sozial und National, einem gebräuchlichen Slogan von RechtsextremistInnen. fsn-tv war früher ein rechtsextremes Medienportal, heute ist es ein Versandportal, das Bücher, Flaggen, Szene-Kleider und Tonträger vertreibt.
Die Nationale Aktionsfront NAF ruft dazu auf, "im stillen eine Blume" niederzulegen. Morgends liegt beim Denkmalstein ein Grabkranz, versehen mit einem Spruchband in den NAF-Farben und der Widmung "Tod nur ist, wer vergessen wird". (Beide Zitate gemäss den Orthografie-Vorschlägen der NAF). Siehe: https://www.zentralplus.ch/polizei/neonazis-legten-kranz-in-sempach-nied...
Die Gruppe Résistance Helvétique endet eine Stellungsnahme wider die Bulle Pride mit migrant*innen- und muslim*innen-feindlichen Begründung: "Si ces lobbys étaient vraiment préoccupés par l'oppression des homosexuels, une de leur priorités serait de militer fermement contre l'immigration d'origine africaine et moyen-orientale, immigration drainant une religion et des coutumes en opposition directe avec la liberté sexuelle qu'ils chérissent tant... Au contraire, on a pu voir dans plusieurs gay prides, lors de l'invasion migratoire vers 2015, les slogans "refugees welcome" : quel rapport? Et surtout quel intérêt?! car ils encouragent leur propre persécution par l'invasion de notre civilisation par l'islam."
Vermummte stören einen "Pride"-Gottesdienst in Kirche St. Peter und Paul. Er steht unter dem Motto «Vielfalt feiern: ‹Gott schuf den Menschen als Mann und Frau› – Punkt? Nein im Gegenteil!». Die Störer deponieren ein Holzkreuz mit einem Betonsockel in die Kirche, versehen mit der Inschrift "No Pride Month". Sie filmen ihre Aktion, tragen weisse T-Shirts, die Gesichter vermummt. Sie wollen Flugblätter verteilen. Anwesende stellen sich ihnen entgegen. Die Angreifer, mindestens fünf junge Männer, rennen davon, können aber - wenn auch von hinten - fotografiert werden. Das Vorgehen verweist auf die Junge Tat. Die Pride-Organisatoren erstatten Anzeige. Sie sprechen von einer feigen Aktion Homophober.
In einer Waldhütte treffen sich rund fünfzig Rechtsextremisten bei einem Konzert der der deutschen Blood & Honour Band Oidoxie. Nach Hinweisen kontrolliert die Polizei die Anwesenden und weist rund zwanzig Personen weg, weitere müssen bleiben, da sie zu besoffen sind um wegfahren zu können. Gemäss Polizeiangaben waren die Kontrollierten zwischen 22 und 56 Jahre alt.
Die Gruppe Resistance Helvétique lobt das "Manifeste Blanc Nationaliste" von Greg Johnson: "In den einzelnen Kapiteln dekonstruiert er mit unerbittlicher Logik die zerstörerische Einwanderungspropaganda der weissen Welt, die uns das globalistische System seit einem halben Jahrhundert Tag für Tag einhämmert. Anschließend schlägt er Lösungen vor, um ihr politisch ein Ende zu setzen und eine weiße Gesellschaft wiederherstellen zu können." (Au fil des chapitres, il déconstruit, avec une logique implacable, la propagande immigrationiste destructrice du monde blanc que le système mondialiste nous martèle à longueur de journée depuis un demi-siècle.
Il propose ensuite des solutions pour y mettre politiquement fin et pour pouvoir restaurer une société blanche."